Über einen Kultur-twitterer bin auch auf ‚Tweetfonie‘ aufmerksam geworden. Eine Protestaktion über twitter, um darauf hinzuweisen, dass dem Anhaltinischen Orchester, Gelder gestrichen wurden.
Sofort hab ich mir das ganze angeschaut. Eine schöne aufgeräumte Seite mit einer kleinen Klaviertastatur, auf der man eine kurze Melodie spielen konnte. Die Icons waren auch recht gut gestaltet und man konnte sich sein eigenes Werk noch mal anhören oder korrigieren. Kleine Zahlen hinter den Noten verändern den Notenwert. Soweit so gut. Als mein Musikstück fertig war, hätte ich es gerne gewittert, aber das ging nicht. Twittern konnte man nur an einem einzigen Tag. Schade eigentlich! Ich hätte gerne meine Melodie meinen followern vorgeführt und gerne ihre Melodien gehört. Außerdem hatte ich das Stück auf einem anderen Rechner komponiert, der mir an dem offiziellen twitter-Datum aber nicht zur Verfügung stand. Ich habe dann sogar noch eine andere Melodie entwurfen.
Was ich gar nicht so richtig mit bekommen hatte, war, dass nach dem offiziellen twittern, die verschiedenen Melodien von Komponisten für Orchester umgeschrieben wurden, um dann am Aufführungstag gespielt zu werden. Wow! Meine kleine Melodie wurde weiter verarbeitet.
next #Tweetfonie „Ohne Titel“ by @Motweet composer: Mathilde Wantenaar
— Tweetfonie (@Tweetfonie2014) March 3, 2014
Am Aufführungstag bekam ich dann auch per twitter den Hinweis, dass mein Stück gerade gespielt wird. Juchuu! Da es von den einzelnen Stücken Videos auf youtube geben sollte, habe ich gewartet, um mir mein Stück in Ruhe anhören und anschauen zu können. Leider hat es etwas länger gedauert, bis die ganzen Videos im youtube-channel waren…
Aber dann – oh weh! – mein Stück ist gar nicht dabei. Eine Nachfrage auf twitter ergab dann auch, dass ein Missverständnis vorlag. Meine Melodie wurde wohl weder gesetzt noch aufgeführt. Wie Schade!
Ich weiß nicht, wie es seinerzeit bei der niederländischen Variante gelaufen ist, aber bei der Tweetfonie 2014 hätte ich mir einige Dinge anders gewünscht, die wahrscheinlich auch noch die Aufmerksamkeit für die Protestaktion erhöht hätten:
– komponierte Melodien sofort twittern und von anderen abhören lassen
Ich könnte mir vorstellen, dass noch mehr Leute komponiert hätten, wenn sie andere Melodien hätten hören können. Vielleicht wären Musik-Chats entstanden mit Antworten oder Variationen. Hätte ich meine Melodie gleich twittern können, hätte ich vielleicht auch selber gleich mehrere gespielt und ausgesendet. Und das hätten dann eventuell noch viel mehr Leute mit bekommen.
– Melodien sofort einreichen
Dass man seine Melodie nur an einem einzigen Tag einreichen konnte, fand ich auch schade. Man musste sich schon den Termin merken und es war ein Samstag. Am Wochenende haben viele Leute aber vielleicht schon was anderes vor oder sind nicht an ihrem Rechner. Ein sofortiges Einreichen – vielleicht mit einem eigenen hashtag oder einschicken an eine E-Mail Adresse hätte wiederum die Teilnehmerzahl und damit die Aufmerksamkeit erhöhen können. Auch ein Erinnerungsservice wäre Klasse gewesen, falls man wirklich nur an diesem einen Tag einreichen soll.
– Alle Melodien spielen
Das Orchester hat so viele Stunden gespielt, warum sind dann nur so wenig Melodien ausgewählt worden? Klar sie wurden für Orchester gesetzt von verschiedenen Komponisten, aber wäre nicht auch eine direkte Aufführung denkbar? Es sind dann halt ganz kleine kurze Musikstücke, aber warum nicht.
– Gamification Faktor ausnutzen
Je mehr die Leute mit den Melodien herumspielen können, desto besser. Leider wurde der Spieltrieb der Teilnehmer hier doch ziemlich beschnitten durch die vielen Einschränkungen. Vielleicht hätte man noch einen Bildhintergrund wählen können oder eine farbliche Darstellung der Melodie, oder die Instrumentierung wählen können. Hier gäbe es viele Möglichkeiten…
Bei mir überwiegt dann jetzt die Enttäuschung: Ich konnte meine Melodie weder meinen followern präsentieren noch ist sie aufgeführt worden. Keine Ahnung, wievielen Teilnehmern es noch so gegangen ist, aber hier ist bei diesem Projekt dann wohl ziemlich viel Potential verloren gegangen.
Eigentlich war diese Aktion ja eine tolle Idee! Ich kann nur hoffen, dass sie trotzdem erfolgreich war und die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gebracht hat.
Hier noch einige Stimmen zum Projekt:
Soziales Komponieren: In Dessau wurde die #Tweetfonie aufgeführt. http://t.co/pI7QrSgvQt
— Deutschlandfunk Kultur (@dlfkultur) March 3, 2014
Ein #TwOscar an Antony Hermus, die Anhaltische Philharmonie und das Anhaltisches Theater Dessau für die #Tweetfonie! http://t.co/U7P3oA2eo1
— Christian Gries (@cogries) March 4, 2014
Goßartig und ganz in Tradition des wunderbaren Kurt #Weill #SocialMedia – Komponieren mit Twitter http://t.co/gCZRZIklCw #Musik #twitter
— NEUE STIMMEN (@neuestimmen) March 4, 2014
Protest gegen Kulturkürzungen in Sachsen-Anhalt – #Tweetfonie bei Kurt Weill Fest 2014 in Dessau http://t.co/lC7wslYLxj
— nachtkritik.de (@nachtkritik) March 4, 2014
@Tweetfonie2014 Tweetfonie.de – an creative rally against the decline of state funding for Anhaltinische Philharmonie http://t.co/9bzIBqc4ti
— StummFilmMusik (@stummfilmmusik) March 5, 2014
Hier gibt es alle tweets zum Nachlesen:
Wanna read again all the tweets of the great #Tweetfonie-day and -night? Check out our storify twitterwall: http://t.co/bWuRwEFQW0
— Tweetfonie (@Tweetfonie2014) March 4, 2014
Christian hatte anscheinend mehr Glück mit seiner Melodie:
@Tweetfonie2014 vielen Dank für die tolle Aktion! Ich habe die musikalische Reise meines Tweets nacherzählt. https://t.co/1ljO3ikxnn
— Christian Conradi (@chgrasse) March 4, 2014
Und hier ist die Playlist auf soundcloud:
@Tweetfonie2014 fresh @SoundCloud #tweetfonie audio coverage, #twtfn-files, interviews & antony hermus live on stage http://t.co/UXU5j2gsOf
— cultPro Leipzig (@cultPro_Leipzig) March 5, 2014
Kennt Ihr ähnliche Projekte? Oder habt Ihr selber teilgenommen? Was sind Eure Erfahrungen?
Find ich echt super. Und das ist das tolle an diesem Internetz, Werbung kann auch wirklich kreativ sein.