Was zunächst wie ein unmögliches Unterfangen klingt, wird in Jordanien gerade umgesetzt: Glamping mit Rücksicht auf die Natur.
Bisher gibt es zwei Camps der Organisation Bi’a; eins in Munifeh und eins in Sahwah. Jeweils nur wenige Kilometer von Wadi Musa entfernt und damit auch in der Nähe der weltberühmten Felsenstadt Petra.
Über die Standorte der Camps habe ich schon geschrieben. Jetzt sind auch die Zelte errichtet worden.
Die Zelte sind sehr groß und man kann aufrecht hineingehen und drinnen an jeder Stelle stehen. Es gibt Einbett, Zweibett, Dreibett und Doppelbett Zelte. Insgesamt acht Zelte pro Camp. Die Zelte sind aus einem strapazierfähigen Gewebe und jedes Zelt hat eine eigene Sanitärabteilung mit Waschtisch, Toilette und Dusche.
Die Dusche wird mit solarerwärmten Wasser beladen und mit einer Füllung (ca. 30 l) können zwei Personen bequem duschen. Insgesamt stehen jedem Gast im Camp pro Tag 20 l Wasser zur Verfügung. Der Rest kommt in Kannen, die am Waschtisch bereit stehen.
Die Sanitärabteilung ist einzeln abgetrennt, so dass man jeden Bereich mit einem Reißverschluss verschließen kann. In Zukunft sollen die Abwässer der Dusche so geleitet werden, dass sie möglichst viele Pflanzen bewässern. Die Gäste des Camps werden gebeten, umweltschonende Produkte zu benutzen. Vom Camp wird zum Beispiel eine lokale Olivenseife zur Verfügung gestellt, die die Natur nicht belastet. Die Toiletten sind aus Holz gebaut. Darunter steht ein Eimer, der mit einer Chemikalie gefüllt ist und nach Kirsche duftet.
Die Bettwäsche wird nicht gebügelt oder gemangelt sondern lediglich an der Luft getrocknet. Unser Zelt war mit Holzmöbeln und einer antiken Kommode ausgestattet. Sozusagen die Suite unter den Zelten. Die anderen haben Klappcampingstühle mit Hussen. Die Matratzen sind fest und es gibt kleine Hocker als Nachttisch.
Die Küche wird mit Gas betrieben. Es gibt Porzellangeschirr, Besteck, Gläser und Stoffservietten. Die regionalen Speisen werden eigentlich traditionell ohne Geschirr auf einer großen Platte bzw. kleinen Schalen serviert, von denen dann alle gemeinsam Essen, indem Stückchen vom Brot eingetaucht werden. Diese Variante ist sicher die umweltfreundlichste, weil nachher viel weniger Geschirr gespült werden muss. Und sie ist sehr kommunikativ.
Für das Lagerfeuer werden nicht wie in anderen Camps die letzten Bäume gefällt sondern es werden Bricketts verwendet, die aus den Abfällen der Olivenölproduktion bestehen. Das ist ein gelungenes Upcycling-Projekt, was fünf Personen Arbeit verschafft und gleichzeitig die Umwelt schont.
Beleuchtet wird das Camp mit Solargartenlampen und für jeden Gast steht zusätzlich eine Solarcampinglampe zur Verfügung, mit der man über USB auch elektrische Geräte laden kann. Die Lampe enthält LED-Leuchten und lässt sich auf zwei Helligkeitsstufen einstellen. In der sparsamen Variante kann sie – einmal aufgeladen – bis zu 72 Stunden, Licht geben, das hellere Licht brennt bis zu 36 Stunden. Die Lampen werden morgens vom Roomservice eingesammelt und über die Solarpanele wieder aufgeladen.
Die Zulieferer und Mitarbeiter stammen alle aus der Region. Und die Camps sollen ihnen und ihren Familien in Zukunft das Einkommen sichern. Wir konnten zwei Käsemacher besuchen und haben eine der Frauen kennen gelernt, die für das Camp Brot backen.
Das Frühstück wird auf einer Terrasse serviert und besteht aus traditionellen Lebensmitteln wie Hummus, Schafskäse und Fladenbrot.
Für das Abendessen gibt es ein großes Gemeinschaftszelt mit festlich gedeckter Tafel.
Was bisher noch nicht bedacht wurde, was aber in Zukunft berücksichtigt werden soll, sind die Produkte, die im Camp benutzt werden. Von den Möbeln über Lebensmittel bis hin zu den Reinigungsmitteln. Es ging mehr um die Natur, die direkt und unmittelbar von dem Camp betroffen ist, weil die Zelte dort stehen.
In den Camps sind Wege angelegt, auf denen sich die Bewohner bewegen sollen, um die spärliche Vegetation nicht zu strapazieren. Alle Pflanzen dürfen unbehelligt wachsen. Keine Pflanze wird ausgerupft oder abgeschnitten, weil sie einem Zelt im Weg steht. Eher wird der Tisch verrückt, als das eine Pflanze leiden muss.
Rund um den Aufenthalt im Camp werden verschiedene Aktivitäten angeboten, vom Wandern über Reitausflüge bis hin zum Besuch von Kulturstätten wie Petra oder Little Petra, aber man kann auch bei lokalen Familien kochen lernen. in Zukunft sind weitere Angebote geplant, wie Pflanzenführungen oder Fotoworkshops.
#jor14