Es wird Zeit, mal die Geschichte zu erzählen, warum ich so viel rot trage und was es mit dem roten Kleid auf sich hat.
Rote Haare
Häh? Was haben jetzt die Haare mit dem Kleid zu tun? Wartet. Schon mit 21 bekam ich eine große weiße Haarsträhne an der Stirn. Und wie es damals so üblich war, habe ich begonnen, meine Haare zu färben. Irgendwann wurde es dann Henna-rot. So kannte man mich lange Zeit, leuchtend rote Haare. Aber irgendwann war mir dieses ewige sehr umständliche und mit viel Sauerei verbundene Haarefärben zu viel. Ich habe die Farbe einfach rauswachsen lassen. Und dann waren meine Haare grau. Lang und grau.
Das Gesine Moritz Kleid
Die Designerin Gesine Moritz war wahrscheinlich ihrer Zeit weit voraus. Als ich sie kennen lernte, schuf sie Kleider für alle: jung, alt, klein, groß, dick, dünn, divers. Die Kleider hatten eher Titel als Namen wie „Dieses Mal für immer“. Ihre Modenschauen waren opulente Kunstwerke, die operngleich Geschichten erzählten. So kam ich zu ihr. Ich habe für sie gemodelt. Bis hin zur IGEDO Düsseldorf.
Ihr Motto war: ‚Mit meinen Kleidern bist Du für ein tolles Date ausgestattet und solltest Du es nicht mehr nach Hause schaffen, kannst Du damit am nächsten Tag zur Arbeit gehen.‘ Und so verliebte ich mich in ihre Kleider. Ich mochte das Motto aber auch ihre Werte. Die Kleider sollten nicht zwicken. Man brauchte nicht daran rumzubbeln und man konnte flache Schuhe dazu tragen und darin weglaufen. Alles wichtige Elemente, um Frauen aus ihrem Mode-Korsett zu befreien. Also habe ich mir nach und nach einige Gesine-Moritz-Kleider zugelegt. Unter anderem auch ein schönes Naturleinenkleid, was ich viel und oft und lange Jahre getragen habe.
Unsichtbar
Eines Tages – es war 2004 oder 2005 – war ich mit dem leinenfarbigen Kleid in hellem beige mit meinen wallenden grauen Haaren auf einer Veranstaltung von Femme Total. Und die Leiterin, Jenison Tomkins, die sich sehr viel mit der Bedeutung und Wirkung von Kleidung auseinandersetzt meinte zu mir: „Du bis unsichtbar. Graues Haar, beiges Kleid. Du fällst nicht auf. Du wirst komplett übersehen.“ Oweia. Meine roten Haare hatten immer für mich weithin geleuchtet, aber jetzt war da alles trist und grau. Das musste sich ändern.
Rot!
Da ich nicht wieder zurück wollte, zu dem aufwendigen Haarefärben, habe ich kurzerhand Gesines Leinenkleid in der heimischen Waschmaschine knallrot eingefärbt. Gesine wird es mir sicher verzeihen. Ab dem Tag war ich wieder sichtbar. Weithin und leuchtend. Auf vielen Business-Events und Netzwerkveranstaltungen war ich der bunte Fleck zwischen dunkelblauen Kostümchen und Herrenanzügen. Es blieb nicht bei dem einen Kleid. Es gesellten sich noch viele bunte Kleidungsstücke dazu, aber rot ist mein Favorit.
Das rote Leinenkleid habe ich immer noch. Es hat die Zeit ganz gut überdauert. Eventuell muss ich es nochmal färben und ein paar Nähte reparieren, die ausdünnen, aber es wird mir hoffentlich noch sehr lange erhalten bleiben. Im Gedächtnis bleibt es mit seiner Geschichte sowieso!
Liebe Monika,
ich freue mich sehr über den Blogbeitrag auf so vielen Ebenen. Es ist toll, dass du wieder bloggst – ich finde die Blogs haben auf jeden Fall ein Revival verdient. Ich mag die Fotos vom roten Kleid, ich mag die Geschichte und ich freue mich, von dieser Designerin, die ich nicht kannte, zu lesen. Vielen Dank
Meike
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