Dieses Jahr musste ich unbedingt mal wieder zum Kölner Karneval. Nach so vielen Jahren in Österreich war es einfach an der Zeit.
Der Fasching in Österreich ist wirklich nett. Es gibt Umzüge, die absolut kreativ gestaltet sind. Und ich bin ja auch schon bei dem ein oder anderen Zug mitgegangen. Aber was mir absolut fehlt, ist die Musik und die Aktivität als Zuschauer.
Bei den Umzügen in Österreich gibt es außer der Trachtenkapelle keinerlei Musikgruppen und auch keine speziellen Karnevalslieder. (Dafür werden einige Karnevalslieder beim Après Ski gespielt – aber das ist ein anderes Thema.)
Damit entfällt schon mal die erste Aktivität für den Zuschauer am Straßenrand: Das Tanzen, das Schunkeln und das Mitsingen. Die ersten beiden sorgen dafür, dass es einem nicht so kalt wird und das Mitsingen macht einfach Spaß!
Die beiden anderen Aktivitäten sind: Schlachtruf und Wurfmaterial.
In Kärnten gibt es zwar das bekannte „lei lei“ und in Gmünd heißt es „Hei Du“. Allerdings begrüßt man sich in Gmünd eher damit, als dass man es als Schlachtruf verwendet.
Und Kamelle oder anderes Wurfmaterial sind gänzlich unbekannt. Zwar wird bei dem ein oder anderen Umzug auch gerne mal etwas verteilt; in Gmünd gibt es immer was von dem ‚Hund‘, aber das wird eher angereicht, so wie die Krapfen (Berliner Ballen), die es in Graz von der Kleinen Zeitung gab. Die wurden auch an die Zuschauer verteilt. So richtig geworfen wird hier nichts.
Im Rheinland werden inzwischen nicht nur „Kamelle“ geworfen sondern auch jede Menge andere Dinge. Zu meinen Trophäen gehört ein Handtuch in Tablettenform, ein Photoalbum, Sparbüchsen, Seife, Pillendöschen, uvm. und mein skurrilster Fang war irgendeine Art Bluttest.
Und ohne diese Aktivitäten wird es dem Zuschauer a) schnell kalt und b) schnell langweilig. Und auch für die Akteure finde ich es schade, dass sie so gar kein feedback bekommen.
Dieses Jahr war ich bei den Schull- und Veedelzöch in Köln. Dort konnte man 51 Schulen und 52 Veedel-Gruppen bewundern. Der Zug dauert auch über vier Stunden. Und wir mussten noch eine ganze Stunde warten, da der Zug Verspätung hatte. Wenn wir als Zuschauer nichts zu tun gehabt hätten, dann wäre wohl nicht so viele Menschen so viele Stunden dabei geblieben. Statt dessen hatten wir zu Singen zu Schunkeln und den Schlachtruf zu üben. Ich wusste gar nicht, dass es mehrere Versionen von „Alaaf“ gibt.
Und natürlich freuen sich die Gruppen, die sich so viele Gedanken und Mühen gemacht haben mit ihren Wagen und Kostümen über eine Anerkennung. Und so ein „Alaaf“ oder „Helau“ oder „Halt Pohl“ oder „Schöpp Op“ oder meinetwegen sogar „Kikeriki“ sind einfach eine Art, diese Bemühungen zu würdigen.
Und dann war ich dieses Jahr noch auf dem Tuntenball in Graz. Was soll ich sagen. Das war Karneval vom feinsten. Die Menschen haben sich so große Mühe mit ihren äußerst kreativen Outfits und Kostümen gemacht, das war unglaublich. Fragt sich nur, warum das dann außerhalb der Karnevalszeit statt findet.
Eins hatten alle diese Veranstaltungen gemeinsam: Super nette Menschen und viel Spaß!
Wie feiert Ihr eigentlich??